Alle Jahre wieder

Fröhliche Weihnachten! Genießen Sie entspannte Tage mit Ihren Lieben und lassen Sie das Leben auf sich regnen oder vielleicht auch schneien? ;-) Ich gehe am 23.12.22 in die Weihnachtsferien und bin am 04.01.23 wieder zurück.

Weihnachten in der Unternehmerfamilie

Wieder steht Weihnachten vor der Tür – und ist wie kein anderes Familienfest im Jahr von vielen persönlichen Erinnerungen und individuellen Erwartungen geprägt. Endlich die Familie wiedersehen, in Erinnerungen an früher schwelgen, neugierig sein auf die Erfahrungen der anderen: Das alles gehört zu den Feiertagen dazu. Unternehmerfamilien können diese Feiertage auf eine besondere Probe stellen. Das gemeinsame Verständnis von Rolle und Person läßt den Drahtseilakt zwischen Weihnachtsfestlichkeiten und betrieblichen Themen leichter gelingen und schafft eine verbindende Kommunikationsgrundlage.

Im Familienunternehmen haben wir eine Rolle. Wir sind Unternehmer:in, Geschäftsführer:in, Vertriebsleiter:in. Und mit dieser Perspektive treffen wir Entscheidungen für die Weihnachtszeit im Unternehmen. Schließen wir den Betrieb? Wie verteilen wir die Arbeitszeit an den Feiertagen gerecht im Team? Und wer bekommt in diesem Jahr das Notfallhandy? Das sind konkrete Fragen, auf die wir in der Rolle eine Antwort finden müssen.

Wir alle füllen unsere Rollen mit unserer Persönlichkeit. Mit unserem persönlichen Wertesystem, unseren Bedürfnissen und Talenten sowie den Erwartungen an uns selbst. Und mit dieser anderen Perspektive treffen wir Entscheidungen vielleicht anders als rein sachlich und fachlich.

Es gibt Unternehmerfamilien, die gute Erfahrungen damit gemacht haben, die betrieblichen Themen und Belange an den Weihnachtstagen außen vor zu lassen. Sie genießen die Zeit mit der Familie, freuen sich über alte und neue Weihnachtsrituale, gehen humorvoll mit Familienähnlichkeiten in den Generationen um, lästern gemeinsam über den Rest der Welt und spüren einfach die Verbundenheit untereinander. Am dritten Tag brauchen alle Familienmitglieder wieder frische Luft, mehr Distanz und widmen sich als Individuen den ganz eigenen Themen. Ganz natürlich und selbstverständlich. Nach den Feiertagen kehrt dann das Familienunternehmen zurück auf die Bildfläche: Die „Rollenhüte“ werden wieder aufgesetzt – vielleicht gibt es sogar einen gemeinsamen Jahresrückblick – und Zukunftsthemen bestimmen die Agenda.

Andere Unternehmerfamilien nutzen die Nähe dieser Feiertage, um in vertraulichen Gesprächen in kleiner Runde Themen auf den Tisch zu bringen, die schon lange in der Welt sind, aber noch nie ausgesprochen und gehört wurden. Im Film sähe das zum Beispiel so aus: Vater und Sohn gehen im Schnee spazieren, Hunde und Kinder laufen fröhlich vorweg, und der eine sagt sinnierend zum anderen: „Du, wir müssten mal über die Zukunft der Firma reden …“ Der Sohn schaut den Vater aufmerksam und forschend an und fragt: „Was gibt es denn – du siehst nachdenklich aus. Gibt es ein Problem?“ „Na ja, wir brauchen Entscheidungen, die alle Gesellschafter mittragen …“ Hier macht vielleicht ein Mensch eine innere Tür auf, die er bisher verschlossen oder sogar verdeckt gehalten hat. Und die besondere Atmosphäre von Weihnachten erlaubt es dem Gesprächspartner, in einer besonderen Zugewandtheit hinzuhören.

Und so ist dieses Gespräch ist vielleicht das Ende der traumhaften Weihnachtsidylle und der Anfang von etwas Neuem für die Unternehmerfamilie. Cut – wir verlassen den Film. Was glauben Sie, wie der Film weitergehen würde? Wird es ein Drama, ein Krimi, eine Chance, gibt es ein Happy End?

Fest steht: Die Balance zwischen Nähe und Distanz, zwischen Verbundenheit und Freiheit ist das energetische Band aller Familien. Und an den Feiertagen wird seine Elastizität naturgemäß überprüft. Dieser Drahtseilakt braucht Selbstreflexion, regelmäßigen Austausch – mit einer eingeübten Kommunikationskultur. Eine Kommunikationskultur, in der sich Menschen in ihren Rollen zusammenfinden, um sich auseinanderzusetzen. Eine Kultur des Hinhörens, die Unternehmerfamilien im Laufe des Jahres miteinander einüben. Mit Gesellschafterversammlungen, gemeinsamen Workshops, Strategierunden, regelmäßigen Abendrunden –  also mit Treffen, in denen nicht die Unternehmerfamilie, sondern das Familienunternehmen und die unterschiedlichen Rollen der Familienmitglieder darin die erste Geige spielen.

Meine Ermutigung an Unternehmerfamilien: Schaffen Sie sich eigene Formate, in denen Sie die Themen des Familienunternehmens zu festen Terminen im Jahr besprechen. Das kann ein regelmäßiges Sonntagsfrühstück außerhalb des gewohnten Raumes sein, ein Ferienhaus, in das sich die Stakeholder gemeinsam zurückziehen, eine Wanderung oder eine Radtour unter Geschwistern.  Es gibt Themen, die einen eigenen Raum und eine eigene Zeitqualität brauchen.

Vielleicht ist dieses Weihnachten ein guter Startpunkt, um solche Neuerungen in der Kommunikationskultur für das neue Jahr anzustoßen und auf den Weg zu bringen? Eine innere Tür zu öffnen und neu miteinander über die Zukunft zu sprechen? Damit alle Weihnachtsfeste der Zukunft in Ihrer Unternehmerfamilie Weihnachten bleiben und das energetische Band zwischen den Stakeholdern kräftig und dynamisch weiterträgt.

 

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